European Foundation for Quality Management

Ein Modell zum Finden von Best-Practices in der Personalarbeit

Grundlagen des EFQM-Modells


Bedeutung

Das Modell der European Foundation for Quality Management, kurz EFQM-Modell, basiert auf europäischen Werten, welche bereits 1953 in der European Convention on Civil Rights und im 1996 überarbeiteten European Social Charter festgehalten wurden. Im Besonderen hat der UN Global Compact mit seinen zehn Prinzipien das EFQM-Modell beeinflusst - exzellente Organisationen respektieren diese Regeln und halten sie ein, unabhängig von rechtlichen Verpflichtungen.

Komponenten zum Unternehmenserfolg

Um nachhaltigen Unternehmenserfolg anzuerkennen, Denkanstöße, Mittel und Wege aufzuzeigen, greift das EFQM-Modell auf drei Komponenten zurück:

1. Was? - acht Prinzipien als Grundkonzept der Exzellenz (Wertegerüst)

Im Zuge eines ganzheitlichen Exzellenzansatzes gilt es:

  1. für Kunden einen Nutzen zu schaffen und,
  2. die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Um dies zu erreichen werden:

  1. die Fähigkeiten der (eigenen) Organisation entwickelt,
  2. Kreativität und Innovation gefördert,
  3. mit Vision, Inspiration und Integrität geführt.

Im Ergebnis werden:

  1. Veränderungen nicht nur ausgestanden, sondern aktiv gemanagt,
  2. der Unternehmenserfolg als Erfolg der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstanden,
  3. was dauerhaft herausragende Ergebnisse zum Ziel hat.
2. Wie/Wodurch & Wofür? - neun Kriterien zur Umsetzung von Exzellenz

Die Frage nach dem Wie zur Exzellenz beantwortet das Kriterienmodell mit seinen neun Haupt- und 32 Teilanforderungen, die in die zwei grundlegende Bereiche, Befähiger/Befähigerinnen (wer/was) und Ergebnisse (wofür) unterteilt werden. Diese wirken wechselseitig aufeinander ein - Befähiger/Befähigerinnen ermöglichen Ergebnisse, Ergebnisse sind der Startpunkt für mögliche Verbesserungen der Befähiger/Befähigerin. Je dynamischer die Befähiger/Befähigerinnen, umso dynamischer auch die Ergebnisse.

Befähiger und Befähigerinnen werden an fünf Kriterien bemessen:

  1. Führungskräfte mit Visionen, Gestaltungswillen und Gestaltungskompetenz,
  2. die eigene Strategie wird durch Leitlinien, Pläne und Prozesse auf die Interessensgruppen ausgerichtet,
  3. Wertschätzung und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, entwickeln deren Fähigkeiten und Förderung von Fairness und Gleichberechtigung,
  4. managen Partnerschaften, Lieferprozesse und Ressourcen und stellen so sicher, dass der Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft wirksam gesteuert wird,
  5. gestalten, lenken und verbessern aktiv das eigene Portfolio von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen im Sinne einer Wertschöpfung für Kunden und anderer Interessensgruppen.
  6. Sehr gute und herausragende, dauerhafte Ergebnisse werden in vier Bereichen erfasst:
  1. operative und strategische Ergebnisse,
  2. Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden,
  3. Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
  4. Bedürfnisse und Erwartungen der Gesellschaft sowie ihrer Share- und Stakeholder,
  5. operative und strategische Ergebnisse, die die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden, ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Gesellschaft sowie ihrer Share- und Stakeholder erfüllen.
3. Womit? - Synthese von Prinzipien und Kriterien + RADAR-Logik zur Überprüfung von Exzellenz

Mit der RADAR-Logik als Bewertungsinstrument wird schlussendlich überprüft, in welchen Kriterien die acht Prinzipien des Wertegerüsts erfolgreich umgesetzt werden. Das Akronym RADAR (Results, Approach, Deployment, Assesment & Refinement) geht dabei von Ergebnissen aus (Results), die erreicht werden sollen, leitet aus diesen Vorgehensweisen ab (Approach) und führt diese einer systematischen Umsetzung (Deployment) zu. Abschließend werden die erreichten Ergebnisse analysiert, um Lerneffekte zu generieren und Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen.

Dafür stellt das EFQM-Modell eine Vielzahl von Orientierungspunkten zur Verfügung. Für das erste Befähiger/Befähigerinnen-Kriterium "Führung" sind das bereits 31, aufgeteilt auf die fünf jeweiligen Teilaspekte, die das EFQM-Modell vorgibt.

EFQM-Modell Anpassung 2019

2019 wurde das EFQM-Modell überarbeitet und in einer angepassten Variante veröffentlicht. Dabei soll die Berücksichtigung aktueller Themen, anderer Begriffe sowie ein anderer Blick auf Trends eine modernere Reflexion über exzellente Organisationen ermöglichen. Auch das 2019-er Modell lässt sich in drei große Bereiche unterteilen:

1. Was? - Zwei Kriterien als Vorstellung von Exzellenz

Grundlegendes Merkmal exzellenter Organisationen ist ein inspirierender Zweck oder eine erstrebenswerte Vision, umgesetzt durch eine wirksame Strategie. Im Zuge der Überarbeitung des EFQM-Modells, ersetzt bzw. entspricht dieser erste Kriterienblock den acht Grundkonzept-Prinzipien des 2013-er EFQM-Modells. Dabei wird dargelegt, weshalb die Tätigkeit der Organisation für die Schaffung und Lieferung eines nachhaltigen Nutzens für ihre Interessengruppen wichtig ist (Zweck). Langfristig gesetzte Ziele werden beschrieben, Entscheidungen und Handlungsoptionen sind dadurch transparent und klar (Vision). Diese dienen als Grundlage für konkrete Pläne und Schwerpunkte der Organisation (Strategie). Mit einer tauglichen eigenen Prägung (Organisationskultur) werden eigene Werte gelenkt und die Rahmenbedingungen für diese bestimmt, d.h. Veränderungen werden aktiv gelebt, Kreativität und Neuerungen (Innovation) ermöglicht und gefördert und das Miteinander gestärkt.

2. Wie/Womit? - drei Kriterien zur Umsetzung von Exzellenz

Das EFQM-Modell geht davon aus, dass die Handlungsimperative exzellenter Organisationen recht ähnlich sind. Es existieren spezifische Interessengruppen mit individuellen Prioritäten, deren nachhaltiger Nutzen von entscheidender Bedeutung für exzellente Organisationen ist und (nur) durch die Bewahrung und Steigerung der eigenen Leistungs- und Anpassungsfähigkeit erreicht werden kann. Das richtige Vorgehen beinhaltet dann u.a. konkrete Vorgaben wie die Analyse der Interessensgruppen, deren Einbindung in die eigene Strategie und die proaktive Ansprache. So kann der Nutzen für diese Interessengruppen geplant, entwickelt, kommuniziert, vermarktet und als Gesamtergebnis geschaffen werden. Dafür wird die eigene Organisation den aktuellen und zukünftigen Erfordernissen angepasst. Neuerungen werden gefördert und Technologie sowie Daten und sonstige Ressourcen aktiv genutzt und verwaltet.

3. Wofür? - zwei Kriterien zur Überprüfung von Exzellenz

Auch im 2019-er EFQM-Modell werden Ergebnisse hinsichtlich der Wahrnehmung durch die eingebundenen Interessensgruppen sowie Strategie- und leistungsbezogene Ergebnisse gruppiert erfasst. Im 2013-er Modell wurde noch hinsichtlich Mitarbeiter, Kunden, Gesellschaft und Schlüsselergebnisse unterschieden. Diese wurden zur Kategorie der Ergebnisse relevanter Interessengruppen und zur Kategorie Strategie- und leistungsbezogener Ergebnisse zusammengefasst bzw. neu geordnet. Die umfasst daher einerseits Schwerpunkte wie die Wahrnehmung der Kunden, der eigenen Mitarbeiter, von Lieferanten und der Gesellschaft. Andererseits sind damit auch Indikatoren bezogen auf nachhaltigen Nutzen, Indikatoren zu den finanziellen Ergebnissen oder finanzielle Kennzahlen gemeint.

Faire-Karriere.de und EFQM


Zusammenhang

Das Faire-Karriere.de-Reifegradmodell ist eine angepasste und auf sieben Kriterien konzentrierte Variante des EFQM-Modells. Es legt den Schwerpunkt auf eine exzellente Personalarbeit mit dem Ziel der Balance der Bedürfnisse der personalrelevanten Interessensgruppen Organisation, Führung, Mitarbeiter, Mitarbeitervertreter, Kunden, Partner und Umwelt.

Faire-Karriere bietet teilnehmenden Organisationen die Möglichkeit der Selbst- und Fremdbewertung. Beteiligte Interessensgruppen (Führungskräfte, Mitarbeiter, Mitarbeitervertreter, Partner und Kunden) können eine Organisation nach den sieben Kriterien von Faire-Karriere.de beurteilen und damit ihre Sichtweise zum Reifegrad zum Ausdruck bringen.

Faire-Karriere.de Selbstbewertung

Mit Hilfe der Selbstbewertung kann jede Organisation ihren Reifegrad und Fortschritt hin zu einer exzellenten Personalorganisation feststellen und mit der Fremdbewertung vergleichen. Damit können ganz gezielt Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden. Die einfache Selbstbewertung erfolgt direkt im Faire-Karriere.de-Profil in Anlehnung an die RADAR-Bewertung nach EFQM. Nach durchgeführter Selbstbewertung stellen wir jeder Organisation frei, ihre Bewertung mit den anderen Faire-Karriere Organisationen zu teilen. Dazu werden jeder Organisation zu jedem Kriterium andere Faire-Karriere-Organisationen angezeigt, die höhere Fremd- und Selbstbewertungsergebnisse aufweisen. Vorausgesetzt man hat seine eigenen Ergebnisse zum Teilen freigeschaltet (Geben und Nehmen).

Faire-Karriere.de Reifegrad

Der Reifegrad des Personalmanagements wird für jede einzelne der sieben Prinzipien von Faire-Karriere.de durch die Beantwortung folgender Fragen ermittelt. Grundlage bildet dabei die RADAR-Bewertung der EFQM-Organisation. Die erste Frage überprüft, ob es überhaupt konkrete Vorgehensweisen zur Einhaltung der jeweiligen Faire-Karriere-Regel gibt. Nur dann können die folgenden Fragen zur Qualität des Vorgehens (Frage 2.1 und 2.2), zur Umsetzung (3.1 und 3.2) sowie zur regelmäßigen Messung und Verbesserung (4.1 und 4.2) beantwortet werden. Je nachdem wie stark man sich bei den einzelnen Fragen einschätzt, ergibt sich ein Gesamtpunktwert bzw. Reifegrad pro Faire-Karriere-Regel.

  1. Gibt es in Ihrem Unternehmen dafür ein konkretes Vorgehen?
  2. Ist dieses Vorgehen begründet und basiert auf den Bedürfnissen aller relevanten Interessensgruppen?
  3. Unterstützt dieses Vorgehen die Strategie und ist mit anderen relevanten Vorgehensweisen verzahnt?
  4. Ist dieses Vorgehen mit Prozessen, klaren Verantwortlichkeiten hinterlegt, sowie zeitlich und terminlich eingeplant?
  5. Ist dieses Vorgehen in allen relevanten Bereichen des Unternehmens eingeführt?
  6. Werden Effizienz und Effektivität (Kennzahlen, Feedbacks) des Vorgehens und dessen Umsetzung in geeigneter Weise regelmäßig gemessen, ausgewertet und besprochen?
  7. Wurde das Vorgehen in den letzten 3 Jahren durch Analysen oder Innovationen verbessert oder weiterentwickelt?

Fazit

Im Zuge der Überarbeitung des zugrundeliegenden EFQM-Modells im Jahr 2019 (siehe EFQM-Modell 2013 und EFQM-Modell 2019) stellte sich die Frage, ob das Faire-Karriere-Modell ebenfalls überarbeitet und an das neue EFQM-Modell angepasst werden müsste. Die inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden EFQM-Modellen sind (unserer Meinung nach) aber zu gering, als dass eine komplette Überarbeitung des Faire-Karriere-Modells notwendig wäre. Die einzelnen thematischen Blöcke und Kriterien der EFQM-Modells lassen sich recht problemlos ineinander überführen. Das graphische Schema aus dem Jahr 2019 ist zudem recht einfach in der Gestaltung des Modells aus dem Jahr 2013 abbildbar. Wir sind daher der Meinung, dass das bewährte Faire-Karriere-Modell weiterhin sinnvoll ist.